Radreisende. Wer kennt sie nicht? Man muss nur einmal im Sommer den Bahnhof einer Großstadt besuchen um dort genug Menschen zu finden, die mit ihren vollbepackten Rädern gerade ihren Urlaub im Sattel beginnen. Selbst am Flughafen oder auf Radwegen an Flüssen trifft man immer wieder den gleichen Typus von Mensch. Den Reiseradler.

Seit mittlerweile vier Jahren gehöre ich auch zu dieser gar nicht mal mehr so seltenen Spezies von Menschen. Alles begann damals damit, dass ich per Rad unsere Nachbarschaft erkunden ging. Endlich Abstand vom elterlichen Haus! Überrascht von der Tatsache, wie wenig ich aus unserer Umgebung vorher doch kannte, wuchs langsam die Idee mehr als die angrenzenden Häuser und Stadtteile zu erkunden. Als der Sommerurlaub anstand und ich einem erneuten Urlaub mit den Eltern zuvorkommen wollte, wählte ich den für mich den Weg der kleineren Anstrengung: Es wurde eine Radtour zusammen mit einem Freund. Nach nur fünf Tagen hatte mich das Radreisevirus infiziert. Und bis heute hat es mich auch nicht mehr losgelassen.

Aber was fasziniert mich eigentlich am Radreisen? Am meisten beeindruckt hat mich bis jetzt immer die Tatsache wie weit man mit einem Fahrrad und der eigenen Muskelkraft kommen kann. Manche Menschen schaffen es damit die ganze Welt zu durchfahren; ich fand es bereits beeindruckend es von Hamburg nach München zu schaffen.

Apropos Muskelkraft. Sicherlich ist dieser Urlaub anstrengender als sich in Rimini die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen und Abends auf der Promenade zu flanieren.

Aber dafür bekommt man auch definitiv mehr heraus. Wer mit dem Rad reist, hat intensiven Kontakt zur Bevölkerung. Er erlebt jede Straße, jede Kurve und vor allem jede Steigung intensiver, als es jeder Autofahrer tun könnte. Je steiler die Straße, desto langsamer vergeht die Zeit; desto mehr Eindrücke bleiben hängen. Erreicht man dann endlich von Passanten beklatscht den Gipfel des Berges, weiß man wofür man sich die letzten Stunden abgerackert hat. Jedoch muss man kein Extremsportler sein um Reisen wie meine auf die Beine zu stellen. Alles was zählt ist der Glaube an sich selbst und der Wille seine Träume zu verwirklichen. Nicht umsonst betitelte eine Freundin eine mich betreffende Seite in der Abiturzeitung mit „Von der Sportniete zum Fahrradhelden“.

Mittlerweile erfährt mein Leben einen ersten tiefgreifenden Einschnitt. Die Schule ist vorbei, das Abitur in der Tasche und ich genieße nun die Vorzüge des Studentenlebens im Fachbereich Jura. Und wer weiß zu welchen Touren ich mich in der Zukunft noch begeistern lassen werde? Große Träume von mir sind nach wie vor Tibet und Marokko.

In diesem Sinne hoffe ich, dass auch Ihr weiterhin an Euch glaubt und eure Träume verwirklicht. Ich werde von meinen jedenfalls weiterhin hier berichten.

Macht’s gut,
Tristan Wegner
Tristan Wegner

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