Ich entschied mich letztendlich für die erste Möglichkeit. Für den Fall, dass ich überhaupt nicht mehr können sollte, nahm ich mir die B4 als Rettungsanker, von der aus ich mich einfach bergab bis nach Bad Harzburg zurückrollen lassen würde um von dort aus in die Jugendherberge zu fahren.
Dann ging es los in Richtung des Ortes Oker, hier folgte ich der B498 zur Okertalsperre. Nach kurzem Fahren war ich in den Bergen, links und rechts von mir ragten die dicht bewaldeten Berge hinauf auch der Handyempfang war sofort weg. Neben der Straße schlängelte sich die Oker, welche wenige Kilometer weiter zu einer gigantischen Talsperre aufgestaut wird. An dieser Talsperre kam ich kurze Zeit später an begrüßt wurde ich von dem Schild „400 HmNN“. Jetzt waren also nur noch knapp 700 Höhenmeter über.
Doch zunächst verlief die Strecke ganz gerade, immer entlang der Talsperre auf einem kleinen asphaltierten Weg, der nach einigen Kilometern in den Wald führte.
Hier hielten sich die Steigungen zunächst noch in Grenzen, doch irgendwann kam ich an den Punkt, wo auch in meiner Karte eine Steigung von über 7% eingezeichnet war. Am Anfang schaffte ich es noch zu fahren, doch die Pausen wurden immer häufiger, bis ich mich irgendwann dafür entschied mein Rad lieber mal einen Moment zu schieben. Nach knapp 2 Kilometern waren bereits die ersten Autos zu hören. Ich war an der B4 nach Torfhaus angelangt.
Diese war leider vierspurig, doch zum Glück nur wenig befahren. Was sich mir nun auftat war ein überragender Blick über große Flächen des Harzes - was für eine wunderschöne Gegend hier doch ist!
Nach einer weiteren langgezogenen Steigung kam ich in Torfhaus an und hatte ihn zum ersten mal auf dieser Fahrt vor Augen! Den Brocken!!! Juhu! Allerdings sah er gar nicht mal so hoch aus, muss daran gelegen haben, dass Torfhaus schon ganze 800 Meter hoch liegt.
Also wurden erst mal Postkarten gekauft und dann ging es weiter entlang der B4.
Als ich mal wieder auf das kleinste Zahnrad vorne schaltete, machte es einmal „Knack“ und die Kette war unten. Verdammt. Zum Glück nur runtergerutscht. Also behob ich das Problem und vermied die Schaltkombination 1-4 in Zukunft.
Jetzt musste ich nur noch nach links auf den Sandweg abbiegen, dieser führte zum Goetheweg. Leider war die Oberfläche nicht gerade gut und als ich um eine Kurve kam fühlte ich mich völlig überraschend wie in den Winter zurückversetzt. Hier lag noch eine ganze Menge Schnee. Zum Glück nur an einer kleinen Stelle.
Nachdem ich dem Goetheweg ein gutes Stück gefolgt war, war ich dem Brocken schon ein eine ganze Ecke näher. Schließlich befand ich mich schon auf fast 900 Metern.
Das letzte Stück hatte es dann allerdings noch mal in sich. Ein extrem steiles Stück Weg wollte bezwungen werden. Ich kämpfte mich Meter um Meter, bis mein Fahrrad sich irgendwann dazu entschloss das Vorderrad in die Luft zu nehmen schließlich lag der Schwerpunkt durchs Gepäck ganz hinten. Also schob ich lieber das letzte Stück.
Was mich dann erwartete war ein Weg, den man gar nicht genau beschreiben kann: Eine Mischung aus riesigen Steinen, Erdlöchern, Matsch, Pfützen und ab und an auch noch Brücken, über die das Rad getragen werden musste. Hier auf diesem letzen Stück zum Brocken waren eine ganze Menge Leute unterwegs und viele begrüßten mich mit den Worten „Na, wo soll’s denn hingehen? Auf den Brocken?? Na, da kommen sie mit dem Fahrrad aber bestimmt nicht sehr weit!“ Alleine schon um den ungläubigen Menschen zu trotzen, kämpfte ich mich Meter um Meter weiter, bis ich endlich auf die Brockenstraße traf, das allerletzte Stück war zum Glück asphaltiert. Die Steigung war jedoch mal wieder so steil, dass ich lieber das letzte Stück schob. Und dann stand ich oben! 1142 Meter über dem Meeresspiegel und meinem zu Hause.
Die Sicht war zwar nicht die Beste, aber trotzdem beeindruckend. An der Webcam am Brockenbahnhof ließ ich von meinem Vater zu Hause ein Bild von mir speichern und machte mich nach einer knappen halben Stunde auch schon auf den Rückweg. Endlich geht’s bergab! Ganze 22 Km waren es bis Wernigerode, ich musste kaum einmal treten und war in weniger als einer Stunde im Ort und der Jugendherberge.
Die Entscheidung mit Gepäck durch den Harz und auf den Brocken zu fahren, hatte sich auf jeden Fall als richtig erwiesen.