Eigentlich könnte ich mich selbst hassen. Dafür, dass ich es mir jedes Mal wieder antue. Nicht, dass ich die Reisen nicht genießen würde. Aber da ist immer wieder das Muffensausen, welches sich vor einer jeden Reise einstellt. Die lang gehegten Pläne scheinen alle keinen Sinn mehr zu machen. Wird es wirklich alles so glatt laufen, wie man sich das in seiner anfänglichen Naivität noch vorgestellt hat? Was ist wenn dieses passiert? Oder jenes nicht klappt? Fragen über Fragen. Und keine Antworten. Bis jetzt war es doch immer so. Das rede ich mir nun schon seit Wochen ein. Jedes Mal war die Vorfreude fast gänzlich verschwunden und in Angst um eventuelle Eventualitäten umgeschlagen. Eine gewisse Regelmäßigkeit ist durchaus erkennbar.
Dieses Mal mache ich es mir auch besonders schwer. Immerhin geht es nach Zentralasien. In ein Land, das fast jeden zum Verschlucken bringt, wenn man nebenbei erwähnt, wo man hinfährt. Nach Kirgistan halt. Sechstausend Kilometer von der Heimat und der ebenso bangen Familie entfernt. Eine Reise mit einem Gleichgesinnten, den man nur flüchtig über das Internet kennt. In ein Land, dessen Sprache man nicht im Entferntesten beherrscht und in dem es an jeglicher Infrastruktur mangelt. Ob das gut gehen kann?
Bepacken des Rades - noch zu Hause... |
Als ich am Bahnhof stehe und auf meinen Zug warte, der mich nach Frankfurt zum Flughafen bringen wird, habe ich wieder einmal das Gefühl kaum vorbereitet zu sein. Jedenfalls nicht auf eine Reise mit derartigem Ziel. Hoffentlich fragt mich jetzt keiner, was mich an dem Land einmal fasziniert hätte, denn ich glaube nicht, dass ich im Moment darauf eine Antwort geben könnte. Vielmehr wüsste ich selber gerne, was mich damals geritten hat, mir ein solches Land für meinen „Urlaub“ auszusuchen.
Jetzt kommt die S-Bahn. Mit weichen Knien schiebe ich unter den neugierigen Blicken der anderen Fahrgäste mein Rad in den Wagen. Und ganz plötzlich hat die Reise begonnen...