Noch ein Tag in Karakol
Karakol

Heute stehen die Einkäufe für die Tour nach Naryn an. Da wir für fünf Tage keinen Laden zu Gesicht bekommen werden, ist die Liste beachtlich. Als wir vollbepackt den Laden verlassen, stelle ich fest, dass mein Tachohalter durch das ganze Gerüttel in den letzten Tagen im Eimer ist. Die Plastikhalterung ist in der Mitte so angerissen, dass der Tacho keinen Kontakt mehr hat. Ich versuche den Kontakt irgendwie wieder herzustellen - ohne Erfolg. Erst als ich mit etwas Alufolie, in der vorher die Schokolade eingepackt war, den Kontakt wieder herstelle, zeigt der Tacho erneut an. Jedoch wird sich im Laufe der Tour die Alufolie durch das Gewackel immer wieder lösen, zu Boden fallen und ich mich auf ihre Suche begeben müssen. Und das nur, um meinem Tacho die Funktion zu erhalten...

Junge in den Straßen Karakols

Als wir am Abend wieder im Internetcafe sind, ist Norbert aus Stuttgart zufälligerweise auch wieder da. Und als ich gerade eine Mail tippe, steht plötzlich jemand neben mir, der mir die Hand reichen will. Ich brauche einen Moment, um zu realisieren wer dort vor mir steht. Es ist Andrea, der Italiener, den wir in Inylchek getroffen haben! Er hatte unsere Räder vor der Tür stehen sehen - welch ein Zufall. Er selbst, so erzählt er uns, hat am Pass ebenfalls aufgegeben. Der Wind war so eiskalt und heftig, dass er das Rad nur noch schieben konnte und sich nur durch einen kurzen Lauf zwischendurch wieder aufwärmen konnte. Schlussendlich hielt er das nächste Auto an und ließ sich mitnehmen. Andrea erzählt auch von einer Gruppe Jugendlicher, die in den letzten zwei Tagen mehrere Touristen überfallen hatte. Selbst eine Touristengruppe mit sechs Menschen konnte der Attacke trotz der Nähe zu ihrem Hotel und der Tatsache, dass sie mit einem kirgisischen Führer unterwegs war nicht entgehen.

Durch das langsame Internet braucht meine Mail an die Familie zur Versendung heute nur anderthalb Stunden – mit dem Ergebnis, dass es anschließend draußen wieder stockfinster ist. Nach Andreas Schilderung wollten wir das eigentlich liebend gerne vermeiden. Doch nun ist es zu spät. Ohne Licht am Rad machen wir uns auf den Weg zurück zum Gästehaus.

Einkaufszentrum Müll in einer  Nebenstraße

Die Straßen in Karakol sind ausnahmslos nicht beleuchtet, stattdessen mit tiefen Schlaglöchern und Unebenheiten dekoriert. Da auch die Straßenbeschilderung fehlt, erreichen wir das Gästehaus überhaupt nur, da wir wissen, dass es sechs Straßen geradeaus, dann links und anschließend nach der vierten wieder rechts geht. Wenigstens ein Vorteil der schachbrettartig angelegten ex-sowjetischen Städte.

Als wir zum Abendessen ankommen, werden wir von allen mit offenen Armen empfangen. Vor dem Hintergrund der Überfälle hatte man sich sogar schon Sorgen um uns gemacht.