James Bond Flair
Pass Sary Mojnok Ashusuu - hinter Pass Ara-Bel

Als wir wieder aufbrechen, muss ich nach hundert Metern schon wieder abbrechen. Meine Beine sind trotz der langen Nacht schwer wie Blei.

Während wir uns allmählich vorwärts arbeiten, wird das Tal immer enger, die Straße immer steiler und immer mehr Schilder warnen vor einem Lawinengebiet und davor anzuhalten. Im Moment zieren jedoch nur einige Gletscher die steilen Berge.

Die Sonne geht auf und streift die ersten Bergspitzen

Wir schleppen uns von Kehre zu Kehre und werden immer wieder von Sicherheitsmännern in ihren schicken weißen Pick-ups überholt. Alle schauen dabei äußert grimmig drein und tragen die selben Uniformen. Zur Uniform gehört auch ein Sonnenbrillenmodell, das anscheinend in den frühen Siebzigern auf den Markt gekommen ist. Und lustigerweise tragen alle die selbe viereckige Sonnenbrille. Dann hält ein Wagen an und der Sicherheitsoffizier fragt wo wir herkommen. „Germanija? Heil Hitler!” Verhaltenes Lächeln unsererseits, breites Grinsen herrscht im Auto. Wir verabschieden uns und fahren weiter.

Pause... Eine Kolonne von Lastwagen Wachmann

Dann beginnen die restlichen Kehren, die so steil sind, dass wir nur noch schieben können. Und selbst das ist so anstrengend, dass wir uns gerade so von Kehre zu Kehre retten können. Nach insgesamt 32 Kehren stehen wir dann endlich oben am Pass auf 3822 Metern Höhe! Juhu! Wir haben es geschafft! Gerade als wir oben sind, erreicht auch ein Convoy mit zehn riesigen Lastwagen die Passhöhe. Alle Laster sind auf dem Weg zur Mine und haben Zyanid, ein extrem gefährliches Gift, geladen. Die grimmigen Wachmänner kontrollieren sorgfältig jeden einzelnen Laster und unser Gefühl inmitten eines James Bond Films gelandet zu sein, bestätigt sich immer mehr. Denn die Laster sind bestimmt alle auf dem Weg zu einer geheimen Basis eines fiesen Bösewichts, der von dort aus seine Weltherrschaft plant. Dieses Gefühl wird vor allem dadurch bestärkt, dass die Laster auf der endlosen Hochebene im Nichts verschwinden. Uns kann doch niemand erzählen, dass da wirklich jemand eine Goldmine mitten im Nirgendwo baut...

Hurra! Endlich oben!!

Wir folgen nicht dem Knick der Straße in Richtung Mine und fahren auch nicht geradeaus über den nächsten Pass. Nein, stattdessen biegen wir auf einen unscheinbaren Pfad direkt neben der Straße ab. Die Reifenspuren ziehen sich einen Hügel hoch, aber wir sind auf fast viertausend Meter Höhe einfach zu fertig, um diesen noch fahrend zu bewältigen. Stattdessen schieben wir im einsetzenden Nieselregen und zweifeln ernsthaft an unserer Leistungsfähigkeit, denn der Tacho zeigt bis jetzt nur fünfzehn gefahrene Kilometer an. Kurze Zeit später gabelt sich der Weg und wir nehmen die linke Route zum Ara-Bel Pass. Glücklicherweise entdecken wir Abdrücke von einem Fahrradfahrer im Matsch. Das gibt uns ein bisschen die Gewissheit, dass man hier wohl durch kommt. Ansonsten hätten wir sicherlich große Angst tagelang in die Wildnis zu fahren, nur um dann festzustellen, dass die Strecke in einer Sackgasse endet.

Die Kolonne verschwindet Auf der Hochebene Wir lassen die Straße hinter uns: Unterwegs auf Reifenspuren

Kurze Zeit später ist die Piste halb überschwemmt und total matschig. Wir haben Schwierigkeiten das Rad durch den tiefen Matsch zu bewegen, ohne selbst nasse Füße zu bekommen. Doch bald stehen wir endlich auf dem Pass und folgen der extrem schwierig zu befahrenen Piste. Diese besteht nur aus losem Schutt und ist unnachgiebig steil. Zudem klebt sie förmlich am Hang; es geht fast senkrecht in das unter uns liegende Flusstal hinab. Nichts zeugt hier von jeglicher Zivilisation. Als es dann schließlich zu schütten beginnt, bauen wir neben dem Fluss unser Zelt auf und beenden den Tag.

Ein etwas matschiger Pfad Steil bergab ins Tal