Am nächsten Morgen brechen wir auf und folgen der Straße im Flusstal. Eigentlich dürfte es heute stur bergab gehen, da Naryn achthundert Meter tiefer liegt. Jedoch darf man sich das nicht so einfach vorstellen. Da in dem engen und steilen Tal kaum Platz herrscht, ist die Straße so angelegt, dass sie immer wieder steil bergauf und ab führt.
Entlang des Flusstals |
Die ersten Kinder seit Tagen |
Nach einer halben Stunde auf dem Rad kommen wir wieder an der ersten menschlichen Ansiedlung vorbei. Es ist zwar kein Dorf im eigentlichen Sinne, sondern eher ein paar zusammenstehende, verfallene Häuser. Aber es leben Menschen hier. Und was steht vor einem Haus? Richtig: Ein bepacktes Reisefahrrad!
Wir halten an und versuchen uns bemerkbar zu machen. Irgendwann kommt erst ein Spanier aus dem Haus, dann auch noch fünf andere. Die Gruppe kam am Vortag aus Naryn hier her und sie versichern uns, dass es noch 80 Kilometer mit „leichtem auf und ab“ seien.
Wir trennen uns wieder und sehen, was die Spanier mit leichtem auf und ab meinten. Ständig geht es steil hoch und runter. Von wegen leicht! Und wir hatten uns doch so auf eine leichte Etappe gefreut, da Naryn so viel tiefer liegt.
Auch das Wetter spielt heute nicht unbedingt mit: Immer wieder schauert es. Hat man dann gerade seine Jacke an, brennt die Sonne von oben herab. Also perfektes Wetter zum Rad fahren.
Nach einer letzten steilen Auffahrt im strömenden Regen, folgt endlich eine lange schnelle Abfahrt hinab in das Tal des Flusses Naryn. Und bald folgt auch die Stadt Naryn an sich, die uns allerdings nicht sonderlich willkommen heißt. Die Häuser am Stadtrand sind mehr als heruntergekommen, alle Männer scheinen bereits um 16 Uhr besoffen zu sein, wir werden ständig angebettelt und die ersten Kinder werfen mit Steinen nach uns. Ich habe gleich das Gefühl ich werde diese Stadt lieben. Ansonsten gibt es hier in Naryn nicht viel. Die Stadt ist 15 Kilometer lang, allerdings nur zwei breit. Dementsprechend gibt es hier kein wirkliches Zentrum, keine richtigen Läden und sowieso und überhaupt. Wir sind froh, wenn wir hier wieder weg sind.
Vor der Touristeninfo treffen wir dann durch Zufall auf Uli, einen Radler aus Deutschland und wir beschließen zwecks gleicher Interessen mit in sein Gästehaus zu gehen. Zuvor versuchen wir jedoch noch einen neuen Mantel für ihn aufzutreiben, da seiner komplett am Ende ist. Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass er einem kleinen Jungen, der gerade zwölf ist, aber gutes Englisch spricht, seinen Vorderradmantel für 500 Som abkauft.
Am Abend unterhalten wir uns noch bis spät in die Nacht über Diashows, Reisen und alle anderen Dinge des Lebens. Auch wenn wir nachher todmüde endlich wieder in ein Bett fallen, war der Abend sehr amüsant und unterhaltsam.