Tag 2 – Diverse Anfangsschwierigkeiten
Folgensbourg - Vellevans

Die Nacht im Zelt ist alles andere als gemütlich. Am Morgen wachen wir gut durchgefroren auf. Nachdem ich mich im Schlafsack angezogen habe wage ich mich aus dem Zelt und werde mit einem wunderschönen Blick auf den Schwarzwald im Morgennebel belohnt.

Nach dem Zusammenpacken schieben wir unser Rad vom Acker wieder auf die Straße und müssen erst einmal einen Platten an Paul Rad flicken, den er sich am Vortag kurz vor dem Zeltaufschlagen noch geholt hatte. Eine halbe Stunde später kann es weitergehen. Doch dann verfängt sich Pauls Spanngurt in den Zahnrädern und kurze Zeit später muss meine Schaltung etwas nachgestellt werden, da die Kette im ersten Gang vom Zahnrad herunterspringt.

Dann geht es aber endlich. Durch die leicht wellige Landschaft arbeiten wir uns eine Stunde lang vorwärts. An einem Brunnen in einem kleinen Dorf füllen wir uns am späten Vormittag Wasser ab und kochen Nudeln. Zwei ältere Franzosen wünschen uns wie noch viele andere Menschen auf der Tour im Vorbeigehen einen „Bon appetit“. Gegen elf Uhr erreichen wir dann den Punkt, an dem wir gestern eigentlich ankommen wollten.

Unterwegs hat man einen wunderbaren Blick über die Landschaft bis zu den Vogesen, die die leicht hügelige Landschaft durch ihre Höhe fast flach erscheinen lassen. Während einer langen Abfahrt, auf der Paul weit voraus fährt, habe ich natürlich einen Platten. So ein verdammter Mist! Schon wieder verlieren wir Zeit! Dabei hängen wir doch schon so viele Kilometer hinterher. In der sehr heißen Mittagssonne flicken wir das Rad und kommen etwas später in dem Ort Delle an. Unsere Trinkwasservorräte sind bei der Wärme schon lange aufgebraucht und wir fragen nach einer Tankstelle. Diese hat jedoch geschlossen – alle anderen Läden übrigens auch. Es ist ja auch Sonntag. Durstig und enttäuscht fahren wir wieder aus der Stadt. Ein Rennradfahrer fragt uns im Vorbeifahren, ob wir etwas suchen würde. Na klar! Wir brauchen dringend Wasser! Daraufhin führt er uns zum Friedhof auf dem es einen Wasserhahn gibt. Super! Auf französisch erklärt er uns, dass man in Frankreich das Wasser aus der Leitung nicht trinken darf, das Wasser auf Friedhöfen jedoch aus besonderen Reservoirs kommt und damit immer trinkbar ist. Ab sofort halten wir unsere Augen nach Friedhöfen offen.

Während sich die Sonne immer weiter dem Horizont entgegen neigt, treten wir weiter in die Pedale, da wir noch längst nicht da sind, wo wir sein eigentlich müssten. Doch meine Kräfte schwinden recht stark. Ich bin so erschöpft wie schon lange nicht mehr auf einer Radreise. Ungelegenerweise haben wir noch einen Pass zu überwinden. 12 Kilometer lang kämpfen wir mit der nicht endenden Steigung. Mehrmals taumele ich mit meinem Rad über die Straße, ich kann mich kaum noch auf dem Sattel halten. Und die Kurven wollen einfach nicht enden! Mittlerweile ist es auch schon stockfinster geworden. Was mache ich hier eigentlich? Jetzt wäre ich froh, wenn ich in der warmen Bahn sitzen und schlafen könnte. Ich freue mich schon auf die Rückreise...

Nach anderthalb Stunden kommen wir endlich oben auf dem fast sechshundert Meter hohen „Col de Ferrière“ an. Wir fühlen uns als ob Silvester, Weihnachten und Geburtstag an einem Tag wären.

Die Abfahrt dauert dann nur circa zehn Minuten. In einem Ort suchten wir endlich nach einer Unterkunft. Da wir nichts finden, fragen wir an einem Haus nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Man telefoniert freundlicherweise für uns die nächsten Ortschaften ab und findet sogar eine Pension. Allerdings hätten wir es dafür in Kauf nehmen müssen 15 Kilometer wieder zurückzufahren. Bei unserem Rückstand ist das natürlich inakzeptabel. Das erklärten wir der Familie, die uns daraufhin anbietet unser Zelt bei sich im Garten aufzuschlagen. Wir sind begeistert! Welch eine Gastfreundschaft! Das Angebot nehmen wir natürlich dankend an. Mit mittlerweile 40 Kilometern Rückstand schlafen wir ein.

Ausgaben:
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Übernachtungsplatz mit
Bergkulisse
Nudeln zum Mittag Blick auf die Vogesen
Unterwegs...