Fazit und Länderinfos

Unterkünfte
Die Gelegenheiten zum Wildcampen sind meines Erachtens relativ unterschiedlich auf Sardinien. Während im Nordosten und in den flacheren Gebieten zahlreiche dicht gewachsene Sträucher (ital: Macchie) das Zeltaufstellen häufig unmöglich machen, wird es in den Höhenlage des Gennargentu kein Problem sein einen Zeltplatz zu finden. Jedoch wird man gerade dort seine Schwierigkeiten haben einen ebenen Platz für sein Zelt zu finden. Es lohnt sich bereits bei der Reiseplanung die Topografie der Landschaft anhand der Straßenkarte genaustens zu bestimmen, ob eine Straße eventuell entlang eines Steilhanges verläuft.

Ist man außerhalb der Saison unterwegs bleibt einem auch noch die Möglichkeit am Strand zu campen. Offiziell ist dieses jedoch immer verboten.

In den mittleren bis tiefen Lagen ist die Situation leider häufiger die, dass Wiesen von einer Steinmauer oder einem Zaun umgeben mit verschlossenem Tor umgeben sind, sodass manchmal ein wildes campen über Kilometer nicht möglich ist.

Gute Stellen zum Wildcampen finden sich allerdings häufig dort, wo Flüsse durch eine Ebene fließen. Auch hier lohnt im Vorfelde das genaue Kartenstudium.

Jedoch gibt es auch weiterhin die Möglichkeit privat unterzukommen. Einmal kam ich an einer Bar unter, durfte dort mein Zelt im Garten aufschlagen. Ein anderes mal war es mir gestattet das Zelt im Garten eines Ehepaares aufzuschlagen – Fragen lohnt sich also. Vorallem dann, wenn man sich in ländlichen Gebieten befindet.

Wer außerhalb der Saison reist und glaub auf Campingplätzen und Agriturismi unterzukommen, der wird sich leider damit abfinden müssen, dass diese frühestens ende April, anfang Mai eröffnen.

Will man also nicht zelten, so bleibt einem nur die Möglichkeit ins Hotel zu gehen. Diese liegen preislich deutlich in der oberen Kategorie. So lagen die Preise für ein Hotelzimmer in einem einfachen Ort zwischen 20 und 26 Euro für ein zwei Sterne Hotel. Frühstück ist dabei in den meisten Fällen nicht ingebegriffen. Jedoch lohnt es sich auch nicht den Aufpreis von meist 3-4 Euro fürs Frühstück zu zahlen, da man dann häufig nur einen Kaffe sowie ein eingeschweißtes pappiges Brötchen mit Aufstrich aus Einmalpackungen bekommt.

Ebenfalls sollte man sich daran gewöhnen, dass es in den Hotels außerhalb der Saison sehr kalt werden kann, da diese in der Regel keine Heizungen besitzen. Ich bin das eine oder andere mal nach der mehr oder weniger kalten Dusche direkt unter die Bettdecke gekrochen um wieder warm zu werden. Fazit: Die Hotels bieten wenig Luxus für viel Geld.

Dementsprechend sind die fünf Jugendherbergen auf Sardinien eine günstige Alternative:

Alghero: Jugendherberge liegt in Fertilia, 6 Kilometer vom Flughafen entfernt und ideal als erste Übernachtungsmöglichkeit, wenn man mit Ryanair an- oder abreist. 14€ p.P.

Weitere Herbergen befinden sich in:

Castelsardo
Bosa
San Vito
Muravera

Hotels in Alghero (auch geöffnet in der Nebensaison):
* Normandie tel. 079 975302
** San Francesco tel. 079 980330
*** Mistral tel. 079 951828


Wetter

Angeblich soll Sardinien im März schon sehr schön und stabil sein. Dass das Wetter schön war, kann ich eindeutig bestätigen. Ob es stabil war, darüber bin ich mir nicht ganz sicher. Denn wenn man den Wetterbericht in den Wochen vorher und nachher verfolgt hat, schien ich mir die einzige wirklich schöne Woche dort unten herausgesucht gehabt zu haben.

Scheint die Sonne, wird es schon im März an der Küste zwischen 16 und 23 Grad warm. In den Höhenlagen des Gennargentu ist es jedoch deutlich kühler und über 1.000 Metern Höhe gibt es in der Nacht auch noch Frost. Schlägt das Wetter jedoch um, kann es sehr sehr ungemütlich werden. Eine Kaltfront kann über Nacht nasskaltes Wetter mitsich bringen, sodass es einem ohne Handschuhe schier unmöglich ist zu fahren.

Jedoch vermute ich, dass es nur dieses Jahr dort unten nicht ganz so gut war. Eine deutches Ehepaar berichtete mir, dass das Wetter in den letzten dreißig Jahren über Ostern immer schon sehr gut und warm war.

Ein bisschen Glück gehört also dazu, wenn man um diese Jahreszeit hinunter fährt, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit besseres Wetter als in Deutschland anzutreffen doch sehr viel höher.

Die Insel des Windes. So hatte ich Sardinien in Gedanken schon für mich getauft; bis ich irgendwann tatsächlich ein Schild mit diesem Titel sah. Ich kann mich an kaum einen Tag erinnern, an dem ich keinen kräftigen Wind hatte. Und verrückterweise kam er jedes mal von vorne. Während meine Route mich gen Süden führte, brachte der lebhafte Südwind die warme Luft aus Afrika mit, als ich nach Westen fuhr, hatte ich gegen sechs Windstärken der Kaltfront zu kämpfen. Die Behauptung „La Sardegna é sempre il vento“ – Auf Sardinien ist immer Wind, sah ich also leider bestätigt.


Fahrrad&Technik

Auf dieser Tour bin ich glücklicherweise von den meisten Pannen verschont geblieben und so hatte ich nur zwei Platten zu flicken. Fahrradgeschäfte habe ich unterwegs nicht gesehen, hatte aber auch nie direkt nach welchen gesucht. In den größeren Orten, wie Alghero, Olbia oder Cagliari werden sich aber mit Sicherheit welche finden lassen, da der Radsport in Italien bekanntlich ja Nationalsport ist.

Dennoch sollte man nicht vergessen, dass Sardinien relativ dünn besiedelt ist und damit der nächste Fahrradladen schon einmal weiter weg sein könnte.

Tierwelt

Auf Sardinien gewöhnt man sich relativ schnell daran, dass in den ländlichen Gebieten häufig Tiere auf der Straße stehen. In der Regel sind es Schafe, Ziegen, Kühe oder wilde Pferde, die Autos und Radlern den Weg versperren und deren Blicke den Fremdling neugierig verfolgen.

Auch mit wenig Glück wird es den meisten möglich sein eine Familie wilder Schweine zu sehen. Laut grunzend kündigen diese sich an, wenn sie mit ihren Ferkeln durchs Unterholz streifen. Jedoch handelt es sich bei den Tieren nur um eine wilde Form von Schweinen – keinesfalls um Wildschweine.

Leider musste ich ein paar unangenehme Erfahrungen mit wilden bzw. Hütehunden machen. Einige wenige jagten mich laut bellend, den anderen ging ich aus dem Weg, indem ich gleich anhielt, wenn ich sie sah und diese sich dann glücklicherweise auch schnell verzogen.

Straßenverhältnisse

Für Radreisen empfiehlt sich wie für ganz Italien die Karte von Kümmerly&Frey im Maßstab 1:200 000. Informationen über Straßenzustand, Entfernungen, wichtige Steigungen und Höhenangaben sind vorhanden. Über Vegetation gibt die Karte keinen Aufschluss. Leider ist negativ anzumerken, dass die derzeit erhältliche Karte für Sardinien von Kümmerly&Frey nicht mehr auf dem neusten Stand ist. So fehlen einige Straßen in der Karte gänzlich.

Mit einiger Übung lässt sich dafür voraussagen, welche Straßen nur wenig befahren sind. Glücklicherweise sind das auf Sardinien fast alle. Noch mehr als in Italien (Festland), scheinen kaum Autos unterwegs zu sein. Selbst größere regionale Verbindungsstraßen sind meist nur schwach bis mäßig befahren. Ausnahmen bilden höchstens die rot eingezeichneten und vierspurigen Nationalstraßen.

Interessanterweise gibt es noch ein paar Straßen, die nicht asphaltiert sind. Auch in kleineren Ortschaften sind einige Seitenstraßen nicht befestigt. Ein Bild, welches eher an Bulgarien als Italien erinnert. Die Oberfläche dieser Straßen ist in den meisten Fällen aber gut und sie stellen eine nette Abwechslung zum Asphalt dar.

Reisezeit

Während der März schon schönes Wetter aufzeigen kann, ist immer noch ein gewisses Restrisiko gegeben. Von daher ist der Mai sicherlich die beste Reisezeit. Im Sommer wird es auf Sardinien sehr heiß, die einzigen kühleren Orte sollen die höher gelegenen Teile des Gennargentu sein. Des weiteren klettern die Preise mit der beginnenden Hauptsaison selbst in den kleinen Hotels ins Unermessliche.


Menschen

Wie immer traf ich viele interessante und nette Menschen auf der Tour. Das begann bereits im Zug mit der etwas verwirrten Schaffnerin und endete in der Jugendherberge in Fertilia mit den Wanderern aus Deutschland und den USA.

Auch die in einfachen Verhältnissen lebende Familie, welche mich in ihrem Garten campen ließ und sich in rührender Gastfreundschaft um mich kümmerte, wird kaum in Vergessenheit geraten.

Ansonsten waren alle Menschen sehr hilfsbereit und bemüht mir zu helfen, aber auch sehr interessiert, warum ich gerade hier auf Sardinien unterwegs war und wo ich noch lang fahren wolle.

Eine etwas negative Sache ist mir jedoch aufgefallen: In zwei Geschäften wurde ich jeweils beschissen. In einem kleinen Lebensmittelmarkt fand ich zwei Tage später auf der Rechnung einen Artikel im Wert von zwei Euro, den ich gar nicht gekauft hatte und in einer Tabaccheria wurden mir die Postkarten doppelt abgerechnet. Ich will das jetzt nicht pauschal abhandeln, jedoch würde ich es nicht für ausgeschlossen halten, dass in der Nebensaison versucht wird beim „dummen Touristen“ abzukassieren.


Landschaft

Landschaftlich hat Sardinien viele interessante Orte aufzubieten. Das Staunen begann bereits beim Landeanflug auf Olbia. Große Felsmassive und zahlreiche, über die Landschaft verstreuten Steine prägten das Landschaftsbild des Nordwestens, der Gallura. Die Landschaft ist wirklich eine der sehenswertesten und gerne hätte ich noch den Monte Limbara besichtigt, der mit seinen 1400 Metern aus dem Flugzeug sehr imposant aussieht.

Highlights sind weiterhin die Straße entlang des Monte Albo (bei Siniscola) sowie die Straße SS 125 von Dorgali über die „Genna Silana“ auf 1017 Meter Höhe bis nach Arbatax. Diese Route führt entlang eines Gebirgskamms und ist (außerhalb der Saison) kaum befahren. Dabei eröffnen sich immer wieder herrliche Blicke auf das Tal und die tiefe Schlucht „Gola su Gorruppu“.

Auch wenn im Gennargentu der Frühling im März noch nicht Einzug gehalten hat, ist es auf jeden Fall einen Abstecher wert. Den „Lago Alto di Flumendosa“ fand ich allerdings nicht besonders berauschend. Das mag aber in der Tat daran gelegen haben, dass hier noch nichts blühte und die Landschaft etwas kahl war. Ansonsten gibt es aber eine sehr einsame und schöne Straße von eben diesem See nach Ussassai (eingezeichnet) bzw. Seulo (diese Straße ist in den Karten nicht eingezeichnet ist, aber existiert).

Auch die Landschaft der Ogliastra ist sicherlich einen Besuch wert und besonders schön ist es in der Gegend um zwischen Jerzu und Ulassai. Hier verläuft die Straße entlang eines hohen Bergrückens, die Dörfer kleben förmlich an der Bergwand. Zusätzlich prägen isolierte große schroffe Felsen das Landschaftsbild.

Folgt man der SS125 weiter nach Süden ist die Landschaft nichts besonderes mehr. Erst ab Muravera, wenn die Straße durch den Sárrabus in Richtung Cagliari führt, wird es wieder netter, da die Straße hier zwischen roten Felsen und einem Flusstal ansteigt.

Wie ich unterwegs hörte, soll auch die südwestliche Küste um Villasimius sehr schön sein.

Die Gegend um Cagliari ist absolut nichts besonderes und sollte nach Möglichkeit gemieden werden. Selbst Cagliari an sich habe ich nicht für besonders schön empfunden. Während östlich der Hauptstadt noch viele Felder anzutreffen sind, ist der Westen im Dreieck Cagliari – Pula (an der Küste) – Decimomannu voll mit hässlicher, stinkender Industrie. Dafür gibt es in den sumpfigen Gebieten der Küste, westlich Cagliaris, viele Flamingos zu sehen.

Ein weiteres absolutes Highlight ist die Costa del Sud. Auch wenn die Straße sehr anstrengend ist wird man immer wieder für die Strapazen mit wunderschönen Blicken auf türkisblaues Wasser, weißen Strand und die schroffe Küstenlinie entlohnt. Der schönste Strand dort unten ist übrigens der „Spiagga Tueredda“, der einem mit seinem türkisblauen, klaren Wasser glatt vergessen lässt noch in Italien zu sein.

Von der Costa del Sud in Richtung Norden bis Iglesias hat die Landschaft hingegen nichts besonderes mehr zu bieten hat. Eine der schönsten Ecken liegt dann aber noch ganz im Nordwesten. Dabei handelt es sich um die berühmte Küstenstraße von Bosa nach Alghero. Über vierzig Kilometer eröffnet sie immer wieder herrliche Panoramen über die schroffe Küstenlandschaft. Sehr lohnenswert!


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