Immer wieder wache ich auf. Die Nacht geht einfach nicht um. Um kurz vor vier Uhr verlasse ich meine Isomatte, um mich dann in den Terminal 2 zu begeben, da dieser erst jetzt öffnet.
Glücklicherweise gerate ich beim Check-In an eine junge und etwas unerfahrene Angestellte, die mir das eine Kilo Übergepäck nicht berechnet. Am Schalter neben mir, darf eine andere Angestellte gerade 6€ pro Kilo kassieren. Glück gehabt!
Nach den obligatorischen Sicherheitschecks, sitze ich bald im Flieger, der doch unerwartet voll ist. Trotzdem ergattere ich mir einen Fensterplatz und die Boing 737-800 hebt ab. Unter mir liegt der Hunsrück in der Morgendämmerung und man sieht noch überall die Lichter der Straßen und Häuser leuchten. Dann geht die Sonne auf und wir befinden uns über der dichten Wolkendecke, die erst über den Alpen aufreißt und einen herrlichen Blick auf die schneebedeckten Berge freigibt. Zum Mittelmeer hin wird die Sicht wieder schlechter und man kann kaum das Wasser unter sich erkennen.
Im Landeanflug gibt es dann mehr zu sehen: Die schneebedeckten Berge Korsikas, Sardinien in vollem Grün, die zahlreichen kleinen Felsen, die über die ganze Landschaft verteilt sind.
Am Flughafen kommt alles wohlbehalten an, auch der Benzinkocher, um den ich mir am meisten Sorgen machte, da ich mir nicht sicher war, ob man damit so einfach durch die Sicherheitskontrollen kommt. Nach dem Auspacken des Rades verlasse ich den Flughafen in die noch etwas morgendliche Kühle und sogleich schlägt mir der typische Duft entgegen, den ich immer nur in Italien wahrnehme. Aber nicht nur Italien duftet; auch viele blühende Pflanzen lassen ahnen, dass der Frühling hier bereits in vollen Zügen ist. Nach Olbia geht es auf der Küstenstraße des Golfo Aranci voran. Leider auch an einigen Gewerbe- und Industriegebieten vorbei. Dann wird es aber wunderschön: Eine ruhige Straße, dahinter liegt das Meer. Alles blüht und duftet, ich genieße jeden Atemzug. Es ist mittlerweile so warm geworden, dass ich meine lange Kleidung ablege und in kurzer Hose und Trikot fahre.
Auf dem Weg zur Costa Smeralda verfahre ich mich leider vollkommen, da eine neue Straße nicht auf meiner Karte eingezeichnet ist. Glücklicherweise finde ich bald eine Tankstelle um mir endlich Benzin für den Kocher besorgen zu können.
Mit knurrendem Magen breite ich mich in einer kleinen Nebenstraße aus, packe meinen Kocher aus. Doch was ist das? Die Pumpe baut in der Flasche keinen Druck auf. Na, das geht ja gut los...und nun? Eine Dreiviertelstunde bastele ich an der Pumpe herum um erst dann blöderweise festzustellen, dass sich das Pumpenleder vom Kolben gelöst hat. Als es dann jedoch wieder an Ort und Stelle sitzt geht alles wunderbar und ich komme zu einer riesigen Portion Nudeln.
Irgendwie scheint es heute nicht wirklich super voran zu gehen. Erst das ständige Verfahren, dann der „kaputte“ Kocher mittlerweile ist es schon zwei Uhr und ich hab erst 20 Kilometer geschafft. Zu allem Übel biege ich dann schon wieder falsch ab und folge einer steil ansteigenden Straße. Um die Mittagszeit ist es hier schon verdammt heiß - fast zu heiß. Nach einer folgenden Abfahrt durch die Landschaft stelle ich erst dann fest, dass ich auf der Straße gelandet bin, die nach Arzachena und nicht an die Costa Smeralda führt. Na ja, sei’s drum - fahre ich die Tour halt anders. Und so biege ich auf eine kleine, unbefestigte Straße ein. Links und rechts von mir erheben sich mehrere Meter hoch die Kakteensträucher, vor mir liegt die staubige Piste und mit ihr eine felsige und schroffe Landschaft. Ich fühlte mich fast wie im Wilden Westen. Durch Wind und Wetter wurden die Felsen im Laufe der Jahrhunderte immer weiter verformt und ausgehöhlt, sodass man Gesichter und Tiere in den Formationen zu erkennen glaubt.
Über die größtenteils staubige Piste geht es bergauf in einen kleinen Ort und anschließend gleich wieder bergab. In der Ebene bemerke ich zum ersten mal wie heftig der Wind heute überhaupt weht - denn nun kommt er von vorne. Dafür stehe ich nach ein paar Kilometern auf der leicht steigenden Straße endlich am Meer. Vor mir liegt eine kleine Bucht mit ihrem türkisblauen Wasser. Vor der Küste liegen ein paar kleine Inseln.
Die Costa Smeralda | Netter Strand zum Wildcampen |
Ich drehe wieder in Richtung Süden ab und suche nach einem Übernachtungsplatz. Ein Einwohner meint, dass es einen Campingplatz gebe. Allerdings liegt er nur 10 Kilometer in die Richtung, aus der ich gerade gekommen bin. Und ob er offen ist? Aber sicher doch, der hat geöffnet. Ich bleibe skeptisch. Zum einen will ich nicht wieder alles zurückfahren, zum anderen dürfte noch kein Campingplatz geöffnet haben, wenn mein Campingführer recht hat.
So radele ich entlang der Straße und versuche immer wieder einen Platz zum wilden Campen zu finden. Das Unterfangen wird dabei schwieriger als gedacht. Die Vegetation des gesamten Küstenabschnitts besteht aus dichten Sträuchern, die keinen Platz lassen um irgendwo ein Zelt aufzustellen. Wiesen gibt es hier auch nicht. Im Endeffekt finde ich einen kleinen abgeschiedenen Strand, weit weg von der Straße. In der abendlichen Kälte harre ich so lange aus, bis auch die letzten Einheimischen verschwunden sind. Diese wollten alle noch die Abendstunden am Wasser genießen. Natürlich aus dem warmen Auto heraus. Dann baue ich mein Zelt in den Dünen auf und mir fallen um 21 Uhr bereits die Augen zu ich bin todmüde. Endlich wieder richtig schlafen.
Ausgaben:
0,62 € Benzin für den Kocher
2,75 € Lebensmittel