Ein Tag in der ewigen Stadt
Ruhetag in Rom

Voller Vorfreude stehen wir heute morgen auf, duschen und besteigen dann den kostenlosen und zum Campingplatz gehörenden Shuttlebus, welcher uns wieder an den Bahnhof nach Prima Porta hineinbringt. Dort schnell an den Massen aus unserem Bus vorbeigeschoben und zwei Fahrkarten für die Bahn nach Rom hinein gekauft. In der uralten Bahn fahren wir bis zur Station Flaminio, wo wir für zwei Stationen, bis Ottavoano San Pietro in die Metro, umsteigen. Erfreulicherweise haben wir bei unserer Ankunft diverse Informationen für die Fahrt nach Rom sowie einen kleinen Stadtplan bekommen, auf dem auch die Bus- und Metrolinien eingezeichnet sind.

Von der Bahnstation führt uns die große Hauptstraße, gesäumt von vereinzelten Ständen und Souvenirläden, zum Vatikanstaat, welcher richtig durch eine Mauer und Wachposten der Schweizergarde vom Rest der Stadt abgegrenzt wird.

Dann stehen wir auch schon auf dem größten Platz Roms, dem Petersplatz. Auf dem riesigen Platz, welcher an seiner größten Stelle den Durchmesser von immerhin 240 Meter hat, tummeln sich viele Touristen. Um den Platz herum sind große Säulengänge angelegt, die dem Platz etwas Einzigartiges geben. An der Basilika vorbei schweift der Blick zu den 140 perfekt gearbeiteten, riesigen Heiligenstatuen hoch.

Anschließend wollen wir den Petersdom besichtigen. Nach dem Durchschreiten der Metalldetektoren und der obligatorischen Frage „Do you have a knive?“, die wir natürlich mit Nein beantworten, sind wir innerhalb der Sicherheitsabsperrungen. An zwei letzten Wächtern geht es dann vorbei, wir sind endlich in dem gigantischen Dom. Jedenfalls fast. Gerade wollen wir an den beiden vorbei, schallt es auch schon zu uns: „No pants, please!“. Was soll das denn nun heißen? Unsere Hosen bedecken doch die Knie. Christians geht sogar fast bis zum Knöchel. An uns stolziert eine junge Frau im Minirock vorbei. Auf die Frage, warum sie mit ihrem Stofffetzen hinein darf, gibt es die ernüchternde Antwort: „She’s a woman. You’re a man!” Alles klar?!

Wächter des Vatikans Vespapark

Wir sind frustriert über so eine strenge Etikette in dieser modernen Welt. Während wir über die „Wächter“ fluchen, verlassen wir den Sicherheitsbereich des Doms und schreiben Postkarten aus dem winzigen Staat. Als wir dann an Stelle des Doms einen Teil der Stadt besichtigen wollen, werden wir von dem Wächter zurückgewiesen. „Not for visitors”. Verärgert lassen wir den Vatikanstaat Vatikanstaat sein und ziehen entlang der „Via della Conciliazione“ in Richtung Tiber. In einer netten Bar lassen wir uns hungrig nieder, da wir heute noch nichts gefrühstückt haben. Für einen Caffè latte und einen Sandwich sind wir zusammen unglaubliche zwölf Euro los – satt jedoch noch lange nicht. Darum kaufen wir uns in einem kleinen, in einer Seitengasse gelegenen Laden noch mal einen riesigen und viel billigeren Sandwich, der dann auch lange Zeit vorhält.

Kontraste

Eigentlich hatten wir geplant die paar Kilometer zum Kolosseum mit dem Bus zu überbrücken, entscheiden uns dann aber doch dafür die Strecke zu Fuß zurückzulegen. Zwischen zahlreichen alten Tempeln und Fora, zwischen Palästen und Kirchen, inmitten von Plätzen und Vespaparks zieht sich unser Spaziergang quer durch Rom. Die historischen Bauten liegen direkt an den großen Straßen. Befahren von lautem, stinkendem und chaotisch fahrendem Verkehr. Für einen nicht italienischen Autofahrer muss der Großstadtverkehr die Hölle sein. Da biegt man ohne Regeln ab, missachtet Vorfahrten und rote Ampeln, fährt Fußgänger beinahe über den Haufen. Ich sehne mich schon nach dem morgigen Tag, wenn es wieder raus in die Natur geht. Wie man sich an solch eine Ruhe doch gewöhnen kann.

Dann sehen wir das größte Amphitheater Roms vor uns – das Kolosseum. Während wir für eine Eintrittskarte anstehen, rätseln wir darüber, wie viele Zuschauer wohl einmal in diesen Bau gepasst haben sollen. Allerdings liegen wir mit unseren Schätzungen weit unter den tatsächlichen 50.000 Zuschauern, wie wir später erfahren. Dann sind wir in dem riesigen Bau und werfen einen Blick auf die große Arena. Ganz unten sind noch die Mauern der Katakomben zu erkennen, wo wilde Tiere (teilweise sogar elftausend!) und Gladiatoren gefangen gehalten wurden.

2000 Jahre alt... ...das Kollosseum... ....von innen

Nach anfänglicher Stille tobt die Menge plötzlich entsetzlich! Nur ein einziger Mann, ohne Waffen und zum Tode verurteilt steht unten in der Arena. Um ihn herum das begeisterte Volk Roms. Was mögen seine Gedanken sein? Er weiß, dass ein Kampf auf Leben oder Tod für ihn ansteht. Dann wird ein ausgehungerter Löwe in die Arena gelassen und das unfaire Gefecht beginnt. Der Blick fällt unter uns auf die Ehrentribüne für den Kaiser und die Konsuln, welche dem Treiben zufrieden zuschauen. Nach kurzer Zeit sind blutiger Kampf und Show zu Ende und die Plätze leeren sich wieder. Nur ein paar Touristen mit ihren Fotoapparaten sind noch dageblieben. Mit offenen Augen träumen wir, wie grausam die Kämpfe damals wohl abgelaufen sein müssen.

Dann ist Christians Fotoapparat weg, wir können ihn im ganzen Kolosseum nicht wiederfinden. Glücklicherweise bekommen wir ihn am Ausgang wieder. Lustigerweise haben die Touristen, die ihn hier abgegeben haben, ein paar Fotos von sich gemacht, wie wir später bei der Filmentwicklung sehen.

Vor dem Rückweg streifen wir durch die vom Großstadtleben nicht eingeholten Gassen und gehen Eis essen. Der Rückweg führt uns durch das Forum Romanum. Hier gab es damals zahlreiche Geschäfte, es wurden traditionelle religiöse Feste gefeiert und vor Gerichtshöfen die Angeklagten verurteilt. Später wurden hier riesige Basiliken und Tempel errichtet. Das Forum Romanum, welches von oben fast einem Trümmerfeld gleicht ,beherbergt so viele Relikte der Römerzeit, dass wir gar nicht alles anschauen können. Alleine für diese Sehenswürdigkeit Roms müsste man mindestens einen Tag einplanen.

Forum Romanum Tempel von Antonius und Faustina

Am Kapitol vorbei machen wir uns auf den Weg zum Trevibrunnen, zu dem wir uns erst einmal durchfragen müssen. Am sicherlich schönsten Brunnen Roms herrscht dichtes Gewühl. Trotzdem lassen wir es uns nicht nehmen eine Münze hineinzuwerfen, da man dann irgendwann einmal wieder nach Rom zurückkehren soll. Und das wollen wir natürlich auf jeden Fall! Zu viel gibt es hier zu sehen, sodass man mit einem Tag gerade einmal die obligatorischen Sehenswürdigkeiten anreißen kann.

Das Kapitol Gewühl am... ....bekannten Trevi-Brunnen

Was uns an Rom vor allem gefällt, ist der starke Kontrast zwischen längst vergangener Kultur und der Gegenwart.
Zweitausend Jahre alte, perfekt erhaltene Bauten, eingebettet zwischen Straßen, Autos und Gebäuden der Neuzeit. Vor allem beeindruckt es uns zutiefst, wie gut die Gebäude nach so langer Zeit noch erhalten sind. Doch was die Natur innerhalb zwei Jahrtausende nicht zu zerstören vermag, das gelingt dem Menschen wohl jetzt durch Autoabgase und sauren Regen innerhalb der nächsten zweihundert Jahre.