Flug 6727 nach Frankfurt Hahn
Ruhetag

Nach dem letzten Abbau des Zelts bepacken wir unsere Räder und radeln in der morgendlichen Frische aus Francavilla heraus. Am heutigen Tag ist die Luft ganz erträglich. Die Sicht ist sogar so gut, dass man den Apennin erkennen kann.

Auf dem Weg zum Flughafen

Beladen mit dem restlichen Isoliermaterial und der riesigen Luftkammerfolienrolle fahren wir an zahlreichen Leuten vorbei, die uns ganz seltsam beäugen. Dieses Verhalten war uns auch schon vorgestern aufgefallen, als wir die Sachen gerade gekauft und hinten auf dem Gepäck verstaut hatten. An zahlreichen Palmen vorbei zieht sich die endlos lange Straße immer geradeaus. Gegen Mittag erreichen wir den Flughafen und besorgen beim Baumarkt vier Umzugskartons. Jeweils einer für unsere Radtaschen, die wir alle in den Karton quetschen wollen, und einer um die Räder zusätzlich zu schützen.

Im Terminal beginnen wir die Räder flugtauglich zu machen: Lenker quer, Luft aus den Reifen raus, Pedale ab. Außerdem ummanteln wir alles noch einmal mit Luftkammerfolie und tapen die schweren Schlösser am Rad fest. Christian beschriftet sein Rad sehr zum Amüsement vier jüngerer Mädchen mit der Aufschrift: „This bike belongs to Silvio Berlusconi’s son. Take care.“ Da uns das Klebeband ausgeht und der Baumarkt bereits geschlossen hat, kaufe ich in einem riesigen Supermarkt mit sage und schreibe 42 Kassen eine neue Rolle.

Nachdem ich die Probleme, meinen Karton mit dem Gepäck zuzubekommen, beseitigt habe, beginnt der Check-In, welcher noch mit etwas Stress verbunden ist, da die Angestellte am Schalter gerne eine Bestätigung dafür haben möchte, dass wir für die Räder bezahlt haben. Da ich genau diese Reaktion im Vorfeld schon vermutete ,rief ich von zu Hause extra bei Ryanair an, um genau so eine Bestätigung anzufordern. Da Ryanair solche Bescheinigungen allerdings nicht ausstellt, muss ich zum Reservierungsschalter laufen, der mir dann letztendlich die Bezahlung bestätigen kann.

Fertig verpackte Räder

Wir erhalten unsere Tickets und die Räder werden von einem Flughafenangestellten abgeholt, während wir durch den Sicherheitscheck gehen. Der Sicherheitsdienstmitarbeiter lässt leider nicht mit sich reden, als ich darum bitte, dass meine Filme bitte nicht durchleuchtet werden sollen. Stattdessen bleibt er stur und verweist auf die Aufschrift „Film safe“. Mit ungutem Gefühl lege ich Kamera und Filme auf das Band und hoffe, dass den Filmen nichts passiert. Glücklicherweise stellte sich meine Angst nach der Entwicklung zu Hause als unbegründet heraus.

Dann steigen wir in die Maschine, ich ergattere mir in der Boing 737-400 einen Fensterplatz und wir starten fünf Minuten früher als geplant. An mir saust die Landschaft immer schneller vorbei. Dann heben wir ab und im gemächlichen Steigflug erscheint unter uns die strahlend blaue Adria. Am Strand lassen sich die zahlreichen Schirme und Touristen ausmachen. Die Sicht ist an diesem Tag außerordentlich gut und so erstreckt sich tief unter uns der Apenninenhauptkamm, den wir vor wenigen Tagen bezwungen haben. Immer kleiner werden Städte und Straßen und wir können zu unserer Begeisterung unsere erste Hochebene, das Piano Grande, wiedererkennen. Wir überqueren den Po, die Vegetation wird schlagartig grüner, dann geht es über die Schweizer Alpen. Traumhaft schön liegt das schroffe und unvergleichliche Gebirge da unter uns. Große Teile sind stark vergletschert und auf einigen Bergkuppen liegt Schnee. Kaum eine Stunde ist seit dem Start vergangen, als wir über dem Genfer See sind, entlang der deutsch-französischen Grenze in Richtung Frankfurt-Hahn fliegen und bereits den Sinkflug einleiten.

Willkommen in Deutschland! Nach einer sanften Landung bekommen wir sofort unsere Räder und das Gepäck. Außerhalb des Terminals entpacken wir die Räder wieder und finden keine einzige Schramme vor. Man ist wirklich sehr sorgfältig mit den Rädern umgegangen. Den riesigen Müllhaufen können wir vor dem Verlassen nicht mehr beseitigen, da es auf dem Flughafen keine Müllcontainer gibt. Da uns noch nicht einmal die Flughafenangestellten weiterhelfen können, lassen wir den Müll an die Seite geräumt liegen und rollen in Richtung Mosel. Die Sonne ist bald untergegangen und es wird unangenehm kühl. Fünf Kilometer vor dem Bahnhof nehmen wir uns in Zell an der Mosel eine Pension und machen uns auf die Suche nach einem Restaurant.

Wir kommen an einem Schuhgeschäft mit dem Namen „Florenz“, einem Laden mit dem Namen „Piacenza“ vorbei und landen schließlich in der „Tratotteria da Mario“. Wir müssen lachen, dass es hier so viele Läden mit italienischen Namen gibt und bestellen uns ein anständiges Schnitzel. Während des Essens kommt Christian mit einem Mädchen vom Nachbartisch ins Gespräch, die heute eigentlich mit Ryanair nach Frankreich fliegen wollte, aber ihren Flug verpasst hat und nun hier im Hotel gelandet ist. Wir kommen angenehm ins Gespräch und gehen in einer urigen Kneipe zusammen etwas trinken bevor wir um ein Uhr todmüde ins Bett fallen. Da wir um halb fünf wieder aufstehen müssen, lohnt es sich nun fast gar nicht mehr 25 Euro für die sehr nett eingerichtete Pension zu bezahlen.