Am Morgen stehen wir reichlich verknittert auf, duschen und begeben uns zum Frühstück. Mit reichlich Kaffee versuche ich die Müdigkeit zu unterbinden, bevor wir nach Bullay, der nächsten DB-Station, rollen. Nach sechs Kilometern erreichen wir den Bahnhof und schieben unser Rad durch die Unterführung und den Aufzug bis aufs Gleis. Im Zug treffen wir auf einen anderen Reiseradler, der in der Schweiz unterwegs war und ich komme mit ihm ins Gespräch. Insgesamt müssen wir heute siebenmal umsteigen. Während der Fahrt treffe ich in jedem Zug auf einen oder mehrere Radreisende mit denen ich mich unterhalte. Ein Ehepaar war sogar schon in Spanien und hat die höchste Straße Europas in der Sierra Nevada mit mehr als dreitausend Metern befahren.
Die Züge sind glücklicherweise fast alle klimatisiert und so bekommen wir von dem sehr schwülen Tag immer erst bei den Wartezeiten auf dem Bahnhof etwas mit. Gegen drei Uhr besteigen wir den letzten Zug in Rotenburg und rollen endlich unserem Heimatbahnhof entgegen. Wir queren die Elbe und blicken auf die Skyline der schönsten Stadt der Welt. Auch wenn ich schon viele Städte auf meinen Reisen gesehen habe, komme ich bei meiner Rückkehr nach Hamburg immer wieder zu der Feststellung, wie schön diese Stadt doch ist.
Auf der Einfahrt zum Endbahnhof Altona schlagen unsere Herzen schneller und das Kribbeln in der Magengegend nimmt zu. Wir sind aufgeregt endlich wieder zu Hause zu sein und unsere Freundinnen in die Arme schließen zu können. Dann bremst der Zug, die Türen öffnen sich. Mit der Menschenmasse schieben wir uns auf den Bahnhof und ich entdecke schon meine Freundin, die mich nach mehr drei Wochen des Getrenntseins, mindestens genauso glücklich wie ich es bin, in die Arme schließt. Um ein Haar vergesse ich dabei mein Rad, welches sich erschöpft von 1700 Kilometern müde auf den Bahnsteig fallen lässt.
Die Reise ist zu Ende. Es war meine erste selbstständige Reise ins Ausland und ich muss sagen, dass sie ein unwiederbringliches Erlebnis war. Wie sehr man ein anderes Land kennen und mit seinen Reizen auch zu schätzen lernt, musste sich meine Familie in den folgenden Wochen anhören, wenn ich davon träumte wieder in Italien zu sein.
Und wohin geht es als nächstes? Schwere Frage. Nach den vielen landschaftlichen Höhepunkten sind die Maßstäbe recht hoch gesetzt. Jedoch wird es wieder ins Ausland gehen. Deutschland ist für mich mittlerweile kaum noch attraktiv. Wagt man einmal den ersten Schritt, ist es nicht mehr schwer diesen beliebig oft zu wiederholen. Als kleines Kind hatte ich auch Angst vorm Fahrrad fahren...