Fischerboote, verträumte Örtchen, Strand und Gardasee
Tórbole - Peschiera del Garda

Um den Körper bei dieser Anstrengung in Schwung zu halten, muss man vernünftig essen. Aus diesem Grunde lasse ich mir am heutigen Morgen besonders viel Zeit mit dem Frühstück. Als ich aufbrechen will, komme ich mit der schon etwas betagteren Besitzerin der Pension ins Gespräch. Auf Italienisch unterhalten wir uns, woher ich komme und wohin ich noch will. Als sie von meinem Ziel erfährt ist sie beeindruckt – und noch viel mehr, als sie zuschaut, während ich mein gesamtes Gepäck auf dem Rad befestige.

Nachdem ich bei meiner gestrigen Ankunft kaum etwas vom Gardasee gesehen hatte, freue ich mich heute umso mehr, als ich bei Sonnenschein, aber nur mäßiger Sicht die Straße auf der Ostseite des Sees befahre. Das blaue Wasser mit seinem etwas brackigen Geruch und die steil aufragenden Berge auf der Westseite des Sees lösen regelrecht wahre Ströme von Glücksgefühlen aus.

Gardasee am Morgen Gardasee

Auf der Straße, über die ich so Schlimmes bezüglich der Automassen gehört hatte, herrscht Gott sei Dank nur geringer Verkehr, sodass es auch in den vier dunklen und langen Tunneln keine gefährlichen Situationen gibt.

Bei einer Fotopause in Navene spreche ich einen Rennradler aus Dänemark an und wir unterhalten uns eine gute halbe Stunde auf Englisch über unsere Routen und Erfahrungen in der Umgebung. Dann trennen sich die Wege – obwohl wir beide das gleiche Ziel haben: Den Wasservorrat wieder zu füllen. Halb vertrocknet erreiche ich in Malcesine endlich einen Supermarkt. In der angeschlossenen Fußgängerzone herrscht dichtes Gedränge. Da würde ich mein Rad lieber nicht einfach so stehen lassen und so spreche ich zwei ältere Eheleute an, die ganz offensichtlich deutsche Touristen zu sein scheinen – ich habe Glück. Es sind welche. Auf meine Bitte doch kurz aufs Rad aufzupassen gehen sie sofort und freundlich ein und ich kann in Ruhe mein Wasser kaufen gehen.

Anschließend geht es weiter durch die vielen kleinen Fischerdörfchen, vor denen der Tourismus natürlich keinen Halt gemacht hat. Trotzdem bestechen die kleinen Orte durch das ganz besondere Flair. Miniaturhäfen, gelb-rote Häuser und kleine Promenaden laden zum Verweilen ein und so bleibe auch ich gerne eine Stunde auf einer Bank am Wasser sitzen und genieße Italien, wie es typischer nicht sein könnte. Während der Pause treffe ich einen Reiseradler aus Finnland, der zur Zeit wieder mit dem Rad auf dem Rückweg nach München ist, wo seine Tour startete und ebenfalls übers Timmelsjoch führte.

Kleiner Hafen

Die über mich hinwegziehende Kaltfront bringt, wie schon am gestrigen Tag, über Mittag viel Wind und sogar ein paar Tropfen Regen mit. Am Campingplatz in Peschiera del Garda angekommen, freut man sich an der Rezeption wieder einmal, dass ich italienisch spreche und vermutet aufgrund meiner Aufkleber an den Taschen, dass ich aus Dänemark käme.

Nach dem ordentlichen Abspannen steht das Zelt perfekt im Wind und ich gehe ich duschen. Als ich gerade mein Rad an einem Zaun anschließen will, bleibt mir fast das Herz stehen. Um ein Haar wäre ich auf eine pechschwarze, fast anderthalb Meter lange Schlange getreten. Nach der Schrecksekunde stelle ich aber fest, dass die Schlange schon halb tot ist, da sie sich im Draht des Zauns selbst erdrosselte.

Am Abend nutze ich die freie Zeit um mein Tourtagebuch zu schreiben, schlendere anschließend die Hafenmole entlang und telefoniere nach Hause. Während ich gerade telefoniere, spricht mich ein unglaublich dreister farbiger Straßenhändler an, ob ich nicht eine seiner gefälschten Sonnenbrillen kaufen möchte. Ich weise ihn energisch zurück und er besteht immer wieder darauf, dass ich sie mir wenigstens ansehe. Langsam wird es lauter... Irgendwann gibt er glücklicherweise auf.

Dann lege ich mich schlafen. Nebenan kreischen ein paar Kinder. Plötzlich wird das Gekreische lauter – ein kurzer Regenschauer. Dann ist Ruhe. Mit einem innerlichen Grinsen schlafe ich ein.